Gesundheitliche Beschwerden kommen selten allein
Die Belastung mit chronischen Krankheiten nimmt zu; die österreichische Bevölkerung wird älter, gleichzeitig sind immer mehr Menschen übergewichtig. Fettleibigkeit ist ein großer Risikofaktor für chronische Krankheiten, insbesondere für Arthrose, Bluthochdruck und Diabetes. Im Jahr 2019 gaben rund 2,8 Millionen Menschen, oder 38 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 15 Jahre in Privathaushalten an, zumindest an einer chronischen Erkrankung zu leiden, Frauen (40 Prozent) etwas häufiger als Männer (36 Prozent).
Mit der steigenden Zahl chronischer Krankheiten nimmt auch die Zahl der Multi- und Komorbiditäten zu. Die Tabelle zeigt die häufigsten selbstberichteten Beschwerden in Österreich. Wenig verwunderlich, treten chronische Kreuz-, Nacken- und Kopfschmerzen oft gemeinsam auf. Schmerzen, und insbesondere Kopfschmerzen, scheinen aber auch ein Risikofaktor für Depression zu sein. Ein Viertel der Menschen, die an chronischen Kopfschmerzen leiden sind auch depressiv. Diabetes tritt hingegen oft gemeinsam mit Bluthochdruck auf. Diese Patientengruppe hat zudem ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Bei der Behandlung von Personen mit mehreren chronischen Krankheiten kommt es häufig zu Problemen bei der Abstimmung zwischen einzelnen Gesundheitsdienstleistern. Mangelhafte Dokumentation, fehlende Behandlungsstandards und Fehlmedikation führen zu einem Verlust von Versorgungsqualität, Patientensicherheit und Kosteneffizienz. Pooling der finanziellen Mittel der ambulanten Versorgung würden die Voraussetzungen für die Versorgung chronisch Kranker deutlich verbessern. Konkrete Vorschläge wie das Pooling der Mittel vorgenommen werden könnte, liegen seit 2019 vor.
Literatur:
Hofmarcher, M. M., Singhuber, C. (2020): Leistungskraft regionaler Gesundheitssysteme in Zeiten von COVID-19.
HS&I Projektbericht. Wien, August 2020.
http://www.HealthSystemIntelligence.eu/RegionalFactBook/Ambulante_Versorgung
Klimont J. (2020): Österreichische Gesundheitsbefragung 2019.
Hauptergebnisse des Austrian Health Interview Survey (ATHIS) und methodische Dokumentation.
Statistik Austria. Wien, 2020