Versorgung von Kindern und Jugendlichen

Die soziale und medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Österreich ist lückenhaft. Sie wird durch Allgemeinmediziner und Fachärztinnen der Kinder- und Jugendheilkunde bewerkstelligt, wobei in ländlichen Gebieten stärker auf Allgemeinmediziner gesetzt wird. Eine besondere Rolle spielen dabei Kassenärzte (§2), die ihre Leistungen anbieten, unabhängig vom Einkommen der Eltern.
Innerhalb von zehn Jahren (2008-2018) hat sich die Zahl der §2-Ärztinnen in Österreich von 327 auf 318 Ärzte pro 100.000 Kinder (0-14 Jahre) reduziert. Zwar gibt es ein größeres Angebot an Wahlärztinnen, vor allem in Städten, dieses kann von der wachsenden Zahl armutsgefährdeter Kinder aber nicht genutzt werden. So ist beispielsweise trotz steigender Bevölkerung in Wien das Angebot insgesamt am stärksten gesunken (-25%). Hier waren außerdem sechs von neun unbesetzten Kassen-Facharztstellen im Jahr 2019 im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde.
Der Stellenwert der Pädiatrie in Österreich könnte besser sein. Das Modell der Einzelpraxis verliert für jüngere Ärztinnen und Ärzte zunehmend an Attraktivität. Insbesondere für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen müssen in Zukunft multidisziplinäre Zentren aufgebaut werden, damit gesundes Aufwachsen und aktives Altern gelingen. In Primärversorgungszentren sollten relevante Gesundheitsberufe zusammenarbeiten und verfügbare Programme wie beispielsweise den „Eltern-Kind-Pass“ gemeinsam bereitstellen.
Literatur:
Grois, N., Fröhlich, C., & Schweitzer, K. (2019). Die alltägliche medizinisch-therapeutische Versorgung unserer Kinder. Pädiatrie & Pädologie, 54(1), 20-25.
Herrmann, W. J., Berlt, A., Spengler, V., Loos, R., Heintze, C., & Holzinger, F. (2019). Behandeln Hausärztinnen und Hausärzte Kinder und Jugendliche?-Online ZFA. 10, 10(940), 390-390. Kerbl, R., & Voitl, P. (2018). Ambulante pädiatrische Versorgung in Österreich. Monatsschrift Kinderheilkunde, 166(2), 124-130.
Püspök, R., Fohler, O., Himmelbauer, I., Otto, S., Radon, M., Tatzer, E., … & Wenger, E. (2017). Modell für die Primärversorgung von Kindern und Jugendlichen in Österreich.