Männergesundheit vor den Vorhang

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In der ersten Jahreshälfte 2021 wurden in Österreich viele Frauen ermordet. Diese Morde wurden ausschließlich von Männern begangen, meistens von den Partnern oder Ex-Partnern. Im Zentrum der aktuellen Debatte steht ein Männerbild, das Gewalt gegen Frauen begünstigt. Themen der Frauengesundheit sind mittlerweile in einer Reihe von Programmen etabliert. Programme für Männergesundheit sind rarer, ebenso wie öffentliche Debatten darüber. Darüber hinaus wird Buben nach wie vor häufig vermittelt, dass sie keine physische oder emotionale Schwäche zeigen dürfen. Sie werden dazu erzogen, ihre Emotionen zu unterdrücken und sich risikoreich und aggressiv zu verhalten.

Die Erziehung und wenig Wissen über Angebote für Männergesundheit spiegeln sich auch in deren Gesundheitsverhalten. Die Literatur weist auf wenig Selbstfürsorge bei Männern hin. Männer gefährden sich häufiger durch starken Alkoholkonsum und durch mehr tägliches Rauchen als Frauen. Die Unterschiede sind umso ausgeprägter, je niedriger das Einkommen ist. Entgegen der Auffassung, dass Männer immer funktionieren müssen, zeigen Daten der Gesundheitsbefragung, dass Frauen in allen Einkommensgruppen häufiger trotz Krankheit arbeiten als Männer (Präsentismus). Insgesamt berichten Männer in Österreich bessere (sehr) gute Gesundheit als Frauen. Werden aber nur jene Personen betrachtet, die allein leben und geschieden sind, schneiden Männer deutlich schlechter ab. Ob sich die Lebenssituation auf die Gesundheit auswirkt, oder ob umgekehrt ungesundes Verhalten zu Brüchen in der Lebenssituation führt, muss weiterführend analysiert werden.

Literatur:

 

Dachverband für Männer-, Burschen-, und Väterarbeit in Österreich (DMÖ) https://dmoe-info.at/themen/gesundheit

 

Klimont J. (2020): Österreichische Gesundheitsbefragung 2019. Hauptergebnisse des Austrian Health Interview Survey (ATHIS) und methodische Dokumentation. Wien: Statistik Austria. Wien, 2020

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