Das Virus:
Viren sind wohl weit älter als die Menschheit, sind sehr unterschiedlich, ändern gerne ihre Oberflächen und darin liegt das Problem der Entwicklung von Impfungen. Bereits 1960 finden wir erste Beschreibungen des Coronavirus. 2012 wurden erste Fälle mit Covid-19 beschrieben.
Das medizinische Handeln in der Krise:
Wenn man im medizinischen System nur von einer Seite eingreift kann diese Handlung kurzfristig richtig sein, langfristig ist sie sicher mit mehr Nachteilen als Vorteilen behaftet.
Der Mensch findet in allen Belangen des Lebens meist ein Gleichgewicht, sei es im Alltag, bei Kultur und Sport und genauso auch im „Zusammenleben“ mit Bakterien oder Viren.
Abrupte Veränderungen des „gewohnten Alltags“ werfen die Menschen leicht aus der Bahn und damit aus dem gesunden Gleichgewicht.
Ab dem 50. Lebensjahr brauchen ca. 50 % eine regelmäßige Betreuung für sehr unterschiedliche Leiden (Krebs, Rheuma, psychische Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen usw.). Wenn diese Betreuungen unterbrochen werden, werden diese PatientInnen schlechter betreut, sie verlieren Lebensqualität und diese 50 % der Bevölkerung sterben früher, ob mit oder ob ohne Covid-19.
Mehr Hygiene und Abstand halten sind natürlich vertretbar, aber Maßnahmen, die darüber hinaus gehen müssen sehr kritisch betrachtet werden.
Der Mensch braucht die oben beschriebene Routine von sportlichen Betätigungen, z.B. jede Woche ein bestimmter Termin zum Tennis, ein bestimmter Termin zum Kartenspielen, ein bestimmter Termin für Kino, Theater usw. Bei Unterbrechung entsteht im Nervensystem Stress und „Turbulenzen“ (siehe: das Buch: Das Gehirn – ein Beziehungsorgan von Thomas Fuchs, 2013)
Der Mensch braucht die Berührung mit sehr unterschiedlichen sozialen, psychischen und biologischen Reizen. Dies umfasst auch unterschiedliche Nahrung, unterschiedliche Bakterien und wahrscheinlich auch unterschiedliche Viren.
Die immer zu erneuernde Beschäftigung mit solchen ethischen Fragen halte ich für enorm wichtig. Daher sehe ich den jetzigen Umgang mit der Corona-Krise, in der ständige Unsicherheit und Angst geschürt wird, als sehr kritisch. Aus der Stressforschung wissen wir, dass täglich mehrere Stunden „Horror“ in Ton und Bild so kontraproduktiv ist, dass man nur raten kann sich aktiv davor zu schützen.
Vom „Kampf gegen“ Drogen, der genauso unsinnig ist wie der „Kampf gegen“ das Virus, von der Definition von Ungehorsam (nachdem die Politik zuvor zu enge und fragliche „Schutz“-Maßnahmen als wirkungsvoll definiert hat, z.B. Schließung großer Grünflächen, wie Bundesgärten) und Angstmache vor inneren Feindbildern (Intensivstation, unbekanntes Virus und Todesgefahr) halte ich gar nichts. Hilfreich sein, ist die Devise, nicht alle Menschen mit Krankheit, Tod und medizinischen Versorgungsengpässen bedrohen, diese Strategien erzeugen Angst und sind ein sehr schlechter Ratgeber und sicher auch sehr ungesund für den Körper und die Seele.
An die Politik in Österreich und Europa:
Bitte machen Sie Politik für Menschen (Bildung, Hilfe zur Armutsbekämpfung, Aufrechterhaltung der medizinischen Forschungs- und Betreuungsmöglichkeiten usw.).
Keinesfalls wünsche ich mir, dass Sie ein Klima der Überwachung erzeugen, der Verbote und der engen Sicht auf das Alltagsleben. Das fördert das Falsche, nämlich eine Tendenz und ein Klima der „Vernaderung“ und der Angst. Ein gutes Beispiel – siehe Buch „Nationales Sicherheitsamt“ von A. Eschbach.
Niemand hat das einzig richtige Langzeitrezept, aber es gibt auch andere Blickwinkel als die aus der allein virologischen Sicht.
Univ. Prof. Dr. Otto Lesch
Vizepräsident der Austrian Health Academy
Director of IALMH – International Academy of Law and Mental Health
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