COVID-19: Gedanken zur Coronakrise


SARS-CoV-2

Wir wissen noch nicht viel über das Coronavirus, eines aber ganz bestimmt: Es sind noch unzählige Fragen offen. Ärzte und Forscher sind dabei, weltweit alle Anhaltspunkte, Daten und Beobachtungen zusammenzutragen, um das Rätsel um SARS-CoV-2 und Covid-19 zu lösen. Hier ein Versuch einer Zwischenbilanz aus der Sicht der Intensivmedizin.

COVID-19

Die Erkrankung ist sehr facettenreich, Hauptsymptome sind Husten, Atemnot und Fieber. Es kommt auch oft zu Beeinträchtigungen des Geruchs- und Geschmacksinns. Der Verlauf der Erkrankung ist ganz unterschiedlich, von symptomfrei über Symptome eines grippalen Infektes, einer Grippe bis hin zu schwersten beidseitigen Lungenentzündungen. Diese führen zum Bedarf von Intensivbehandlung und schließlich zur berechtigten Angst vor Intensivbetten-Kapazitätsgrenzen. Diese wurden in Österreich nie erreicht, die Belegung von Intensivbetten lag immer unter 25%. Im Ausland, zum Beispiel in Bergamo, wurden die Kapazitätsgrenzen überschritten und lieferten über die Medien Bilder, die Angst machten.

Verlauf

Heute weiß man schon mehr über den Verlauf der Erkrankung, es kommt häufig zu Thrombosen und dadurch zu Lungeninfarkten, die die Durchblutung einschränken und den Gasaustausch massiv erschweren. Weiters hat man festgestellt, dass nach einer anfänglichen Verbesserung der Symptomatik oft nach einer Woche eine klinische Verschlechterung auftritt. Man weiß heute, dass es sich dabei um einen sogenannten Zytokinsturm, eine verstärkte Immunantwort des Organismus, handelt.

Behandlung

Eine entscheidende Strategieänderung in der Behandlung ist, die Aufnahme auf der Intensivstation hintanzuhalten und vorher durch nasale high-flow-Sauerstoffgabe zu behandeln. Damit ändert sich auch der Bedarf an Intensivbetten.

Sterblichkeit

Die Letalität der Erkrankung ist so unterschiedlich wie ihr Verlauf. Bei 80% der Patienten, die einen leichten Verlauf haben, beträgt die Letalität unter 1% und steigt mit dem Alter der über 85-jährigen bis 30%. Die durchschnittliche Verweildauer auf den Intensivstationen beträgt 20 Tage, bis zu 80% der Patienten verlassen diese lebend.

Medikamente

Bezüglich der Medikation gibt es schon einige Möglichkeiten. An erster Stelle steht eine entsprechende Blutverdünnung wegen der Thrombosegefahr. Remdesivir zeigt einen bis zu 30% kürzeren Krankheitsverlauf, Tocilizumab wird gegen den Zytokinsturm verwendet, Hydroxychloroquin wird nicht mehr verwendet.

Eine Zahl zum Nachdenken

Bisher sind an Covid-19 knapp 700 Patienten in Österreich verstorben. Eine Übersterblichkeit ist nicht festzustellen. Die Sterblichkeit 2019 betrug 220 Menschen täglich.

 

 

Dr. Ludwig Kaspar
Internist und Intensivmediziner
Obmann-Stellvertreter der Austrian Health Academy

 

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